Alter 10-15

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Teil 3:

10-15 Jahre.


Inmitten der wunderschönen Schweizer Alpen aufzuwachsen ist ein Traum für viele Menschen und so war es auch für mich. Bis ich realisierte, dass es auch ein Albtraum sein kann!

Anfang des Jahres 1999 wurde die Schweiz für mehrere Wochen von einem lang andauernden Schneesturm heimgesucht. Zu dieser Zeit war es sehr schwierig dort zu leben. In einem kleinen Städtchen inmitten der Schweizer Berge zu leben, wurde für die Menschen dort sehr gefährlich. Die meisten Straßen. die aus der kleinen Stadt im Tal hinaus führten, waren für viele Wochen geschlossen. Der Grund hierfür waren Schneelavienen, die jeder Zeit ins Tal hinabgehen und potentielle Autofahrer auf der Straße das Leben kosten könnten.

Für mich als Dialysepatient war diese Situation schrecklich, da es keinen Weg gab um ins Krankenhaus zu gelangen. Ich hatte 3 Tage die Woche Dialyse und das Krankenhaus war eine Stunde Fahrtzeit entfernt. Für viele Menschen war dies eine dramatische Zeit, weil sie ihr normales komfortables Leben nicht so führen konnten, wie sie es gewohnt waren. Für mich war die Frage, ob ich diese Zeit überleben würde oder nicht! Wenn du die Dialysebehandlung abbrichst, obwohl du sie brauchst, wirst du innerhalb von 5-7 Tagen sterben!

Das Tal in dem ich gewohnt habe. Die Straße war für einige Wochen gesperrt.

Gott sei Dank gab e seine Lösung um aus der Stadt zu kommen. Man arrangierte einen Hubschraubertransport für Menschen, die das Tal verlassen wollten/mussten!

Vom nächsten Ort aus lief der Verkehr wieder normal, da es hier keine Lawinenwarnung gab.

Jeden Tag wurden Menschen mit Hubschraubern vom einen Ort zum nächsten transportiert. Auch Essen und andere lebenswichtige Güter wurden auf diesem Wege transportiert. In Frutigen (Name der Stadt) angekommen, konnte man seine Reise ganz normal mit dem Auto oder der Bahn fortsetzen.

Diese Zeit war ziemlich verrückt für uns alle, aber für mich als 10-Jähriger war es das Beste, was passieren konnte. So habe ich mir meinen Traum vom Hubschrauberfliegen verwirklichen können. Und es war nicht nur ein oder zwei Mal. Nein, es waren elf Mal in drei Wochen!

Es war nicht das erste Mal, dass ich in einem Hubschrauber geflogen bin. Im Jahr 1993 wurde ich ein Mal mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen als ich einen Schlaganfall hatte und ein weiteres Mal nach einem Autounfall *. Beide Male konnte ich es nicht wirklich genießen. Dieses Mal war es super!

(* siehe Lebensgeschichte Teil 1 & Lebensgeschichte Teil 2 für mehr Informationen zu diesen Vorfällen)

Obwohl die Straßen geschlossen waren und die Stadt total eingeschneit war, habe ich den Transport mit dem Hubschrauber in den 3 Wochen sehr genossen. Manchmal konnte ich es nicht abwarten, bis ich das nächste Mal fliegen würde.

Wie auch immer gab es einen Tag, an dem es so neblig war, dass auch der Luftverkehr eingestellt werden musste. Natürlich war es genau der Tag, an dem ich eigentlich zur Dialyse musste! Wir wussten nicht was wir tun sollten. Mein Vater, der hinter Frutigen arbeitete, war bereits bei meinen Großeltern in Frutigen geblieben, damit er nicht ständig hin und her fliegen musste. Aus diesem Grund musste meine Mutter den mutigen Schritt tun und die Polizei anrufen um einen Weg zu finden mit mir ins Krankenhaus zu kommen.

Um 9 Uhr an diesem Morgen fand die Polizei einen Weg, mich und eine weitere Person, die an diesem Tag eine Examensprüfung ablegen musste, aus der Stadt zu bringen.

Seilbahn in meinem Ort

Ein Polizeiauto holte uns dann gegen 10 Uhr von zu Hause ab und fuhr uns zu einer Seilbahnstation. Von dort aus fuhren wir dann mit einer Pistenraupe über die Berge zur nächsten Seilbahnstation auf der anderen Seite.

Obwohl wir einen sehr erfahrenen Fahrer hatten, tat auch dieser sich sehr schwer, durch den Nebel an diesem Tag den Weg zu finden. Es dauerte ungefähr 4 Stunden, von der einen Station bis zur anderen Seite zu fahren. An einem normalen Tag würde ein Pistenraupe nur ca. eine Stunde dafür benötigen!

Nachdem wir an der anderen Seilbahnstation angekommen waren, mussten wir noch mit dem Auto in den nächste Ort (Lenk) fahren. Wir erreichten Lenk gegen 17 Uhr am Nachmittag. Mein Vater holte uns dort ab und fuhr uns direkt ins Krankenhaus, wo wir dann um 18 Uhr ankamen.

Eine Pistenraupe

Und das war nur der Anfang, denn ich musste mich dann ja auch noch einer vierstündigen Dialysebehandlung unterziehen. Nachdem ich gegen 22 Uhr damit fertig war, fuhren wir noch ca. eine Stunde zurück nach Frutigen zum Haus meiner Großeltern. Dort blieben wir allerdings, bis alle Straßen wieder geöffnet wurden.

Zwei Tage nachdem alle Straßen wieder für den Verkehr geöffnet waren, wurde ich sehr krank. Ich hatte wieder einen Schlaganfall. Genau einen solchen, wie der im Jahre 1993 als ich ins Koma fiel. Es war zwar nicht so schlimm wie damals, aber ich war kaum bei Bewusstsein und wurde aus diesem Grund mit dem Hubschrauber wieder zurück ins Krankenhaus geflogen. Die Ärzte teilten meinen Eltern am nächsten Morgen mit, dass sie nicht daran geglaubt hätten, dass ich die Nacht überleben würde. Dies war also ein weiteres Tod-überwindendes Wunder für meine Bücher!

Drei Tage vor meinem 11. Geburtstag, im November 1999, bekamen wir einen Anruf, dass eine Niere für mich zur Verfügung stehen würde. Diese Transplantation verlief sehr gut und die Niere passte perfekt. Trotzdem ging es mir psychisch und emotional nicht sehr gut, da ich Angst davor hatte diese Niere wieder zu verlieren.

Im Jahr 2000 war meine körperliche Gesundheit allerdings recht stabil und ich begann wieder damit meinen größten Traum zu leben – ein Leben ohne Dialyse 3 Mal pro Woche!

Bevor ich meine dritte Nierentransplantation hatte, glaubte ich, dass alles, was ich für ein erfülltes Leben brauchte, eine neue Niere wäre. Als ich aber diese Niere hatte, realisierte ich, dass noch etwas Anderes in meinem Leben fehlte. Dieses „Etwas“ musste tief in mir drin ausgefüllt werden.

The kid with another kid 🙂

Dann im Oktober 2000 fand ich endlich dieses “Etwas”, dass diese Leere in mir drin für immer ausfüllen würde! Ein Pastor fragte mich, ob ich mein Leben Jesus Christus übergeben wollte. Da ich in einem christlichen Zuhause aufgewachsen bin, wusste ich schon einiges über Gott, die Bibel usw. Aber ich hatte bis dahin niemals eine bewusste Entscheidung getroffen, Jesus mein Leben zu geben um mit ihm verbunden zu sein. Also tat ich dies und plötzlich war mein Leben gefüllt mit all dem was ich für so lange Zeit gesucht hatte! Es geschah tief im mir drin und machte mir unendliche Freude, bedingungslose Liebe und eine Hoffnung, die mir eine Bestimmung und Bedeutung im Leben gibt, egal welchen Schwierigkeiten und Beschwerden ich noch begegnen würde.

A time when I had my third kidney. The medication “Cortison” which I used to take during my transplant, changed me massive on the outside! But who cared, I was living the dream! 🙂

Ich fand unendliche Vergebung von dem Gott, der das Universum erschuf. Niemals endende Gnade und eine übernatürliche Kraft, die Energie bringt um mit Schwierigkeiten umgehen zu können. Es war die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben habe treffen können. Sie gab mir eine komplett andere Perspektive auf mein Leben, auf das Leben mit einer chronischen Krankheit.

Im Januar 2001 bekam ich wieder einmal körperliche Probleme. Ich bekam Pfeifersches Drüsenfieber, welches dazu führte, dass meine chronische Krankheit wieder ausbrach! Ich war am Rande einer sehr schwierigen Zeit. Durch das Wissen, dass die Krankheit wieder ausgebrochen war, bekam ich Angst meine Niere wieder zu verlieren. Die Ärzte und Krankenschwestern taten alles in ihrer Macht stehende um meine Niere am Leben zu erhalten. Aber nach ca. zwei Monaten hörte sie auf zu arbeiten und ich musste wieder mit der Dialyse beginnen.

(*Siehe hier Wikipedia Peiffersches Drüssenfieber)

Ich war enttäuscht, wütend und konnte nicht verstehen, warum dies jemandem passiert, der schon so viele Dinge in seinem Leben durchmachen musste! Doch da ich nun jemanden Größeren und Besseren in meinem Leben hatte, aka Gott, der nach mir sah, hielt ich an seinem Versprechen fest, dass alle Dinge eines Tages zu etwas Gutem führen würden. In diesem Sommer musste mir die Niere allerdings wieder entfernt werden, da sie inzwischen mehr Schaden anrichtete, als sie Gutes tat.

2002 wurde ich durch eine Lungeninfektion wieder sehr krank. Das dritte Mal in meinem Leben. Ich musste auf der Intensivstation behandelt werden und war wieder einmal kurz davor zu sterben. Gott sei Dank habe ich auch dieses Mal den Tod überwunden und kam langsam wieder zu Kräften. Ein paar Tage später bekam ich eine weitere Infektion. Dieses Mal aber bedingt durch den Hämodialysekatheter. Deshalb musste ich ein weiteres Mal operiert werden um den Katheter entfernt und einen Neuen eingesetzt zu bekommen. Eine solche Operation war nicht die Erste und auch nicht die Letzte. Denn über die Jahre hatte ich einige dieser Operationen, auf Grund einer Infektion, da ein Katheter auslief oder andere Probleme bereitete.

Das erste Mal im Meer. Da ich einen Katheter hatte, konnte ich nicht weit ins Wasser gehen. Es war das erste Mal in meinem Leben in einem anderen Land, nur für ein Wochenende als ich eine Dialysepause hatte.

Das Jahr 2003 war ich recht stabil. Neben meinen regulären Dialysebehandlungen ging ich so oft es ging zur Schule und genoss meine Freizeit mit Freunden, Familie und anderen Hobbies.

Fortsetzung folgt.…

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